REGGIO
Reggio Emilia: Stadt im Norden Italiens ( Engagement für soziale Reformen, Förderung von Kindern als kommunale Aufgabe)
Konzept:
nicht fertig und entgültig sondern kontinuierliches Experiment
Ergebnis eines Dreischritts:
1- theoretisch angeleitetes Handeln
2- intensive Praxisreflexion
3- praxisorientierte Theorieentwicklung
-> Rechte für Eltern und Kinder -> Eltern aktiv an der Betreuung und Bildung der Kinder teilhaben
Kindergarten als Ort an dem Kinder und Erwachsene gemeinsam handeln
Eigenwert des kinlichen Lernens
Unterstützung durch pädagogisches Zentrum
Achtung der Rechte der Kinder- inklusive Pädagogik
Der Raum:
schillernde Aquarien
viele Fenster
Nebenraum für besondere Aktivitäten
Innenhöfe
Küche und Essensraum
Ateliers
Kindergarten als Lebensraum
Ordnung, Klarheit, Schönheit
Schlauchtelefone zwischen den Räumen
Umfassende Kommunikation
nach außen und innen offen
Die Räume der Einrichtungen werden als „dritter Erzieher“ betrachtet, wobei "Raum als dritter Erzieher" eine oft zitierte, reggianische Aussage ist, die unterschiedlich interpretiert werden kann. Die Räume kommunizieren zwischen drinnen und draußen, sie geben Geborgenheit (Gruppenräume mit Rückzugszonen) und offerieren zugleich Herausforderungen zum Aktiv-werden (Atelier, Piazza als Begegnungsort). Gestaltungs- und Erkundungsmedien werden offen präsentiert und können von Kindern und Erzieher nach Bedarf ergänzt werden. Besonders charakteristisch sind Spiegel verschiedener Form, Verkleidungszonen, Schattentheater, Briefkästen, Projektoren und Leuchttische. Sie provozieren Kinder, sich auch in ihrer körperlichen Identität wahrzunehmen und zu akzeptieren, andere Rollen auszuprobieren, mit anderen zu kommunizieren und die dingliche Welt mit den in ihr wirkenden (u.a. ästhetischen) Strukturen zu erkunden.
Das Bild vom Kind:
In der Reggio-Pädagogik wird das Kind als Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens und Könnens betrachtet. Es weiß am besten, was es braucht, und verfolgt mit Energie und Neugierde die Entwicklung seiner Kompetenzen. Das Kind wird verstanden als „eifriger Forschers“; denn es will Welt verstehen und in eine Beziehung zu sich bringen, und es will durch Experimente, durch Versuch und Irrtum seine alltagspraktische und soziale Handlungskompetenz erweitern. Das Kind
wird wie der Erwachsenen als vollständiger und zugleich als sich entwickelnder Mensch betrachtet. Identitätsaufbau ist Teil seines Entwicklungsprozesses. Dabei gelangt das Kind zu Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstkonzepten.
Mehr als bisher wird die Erkenntnis ernst genommen,dass das Lernen des Lernens in der frühen Kindheit beginnt. Kinder haben ein unermesslich grosses Lernpotential. Dabei ist es sehr wichtig, die Fähigkeit der Kinder zur Selbstbildung zu stärken. Hierzu kann die Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder einen wesentlichen Beitrag leisten. Die besondere Qualität der Reggio Pädagogik bietet in diesem Zusammenhang vielfältige Anregungen zur Umsetzung.
Bildung als zentrale Aufgabe der pädagogischen Institutionen:
Bildung ist mehr als Lernen
Bildung in Auseinandersetzung mit der Welt
Ergebnisoffen, Kind gestaltet selbst
ästhetische Bildung: Theotie der sinnlichen Erkenntnis
Wechselspiel von sinnlichen Erfahrungen, Fantasie und Vorstellungen
Wissen im eigenen Interesse aneignen
sollen ihr Wissen und Verstehen selbst entwickeln und aufbauen
Lernen in 6 Schritten:
1- Fragen und Interessen von Kindern und Erwachsenen
2- offene Begegnung mit einem Lerngegenstand
3- Erfahrungen mit Lerngegenstand darstellen (zeichnerisch etc.)
4- Hypothesen durch Nachdenken über Lerngegenstand
5- Entwickeln von Tests und Modellen
6- Einsichten in Realität umsetzen
Materialgruppen:
- alltags- oder zufällig vorgefundene Gegenstände
-Gegenstände, die zum Experimentieren oder Gestalten motivieren
- Gegenstände, die Kinder selbst mitbringen
- Gegenstände sollen Kinder zur auseinandersetzung und Beschäftigung einladen
- gemeinsam Handelnm von Kindern fördern
alltägliche Arbeit im Kindergarten:
- ganze Familie nimmt am dortigen Leben teil
- alle sind gleichwertig
- Gruppen sind altershomogen = Anregung untereinander
- vielfältige Lebenspraxis im Alltag
- Besuchszeit 7:45- 16:00
1. gemeinsame Begrüßungsrunde
2. Aktivität im Gruppenraum oder außerhalb des Kindergartens (Projekte)
3. freie Gestaltung
4. Dienste
5. Mittagessen und Ruhezeit bis 14:30
6. Eine Stunde betreutes Lernen
4 Gattungen des Spiels:
1. Puppenspiel um eigene Erfahrungen zu verarbeiten
2. Darstellendes Spiel und Schattenspiel um Bewegung zu beobachten
3. Konstruktionsspiel
4. Erkundungsspiel
-> Projektarbeit
Erzieher:
Die Rolle der Erzieher entfernt sich in der Reggio-Pädagogik sehr deutlich von der traditionellen Anleitungsfunktion. Die Erzieher sind Begleiter und Dialogpartner der Kinder. Sie schaffen eine Atmosphäre des Wohlbefindens, hören den Kindern zu und beobachten sie, stützen durch ihr eigenes Interesse und ihre aktive Begleitung die „Forschungsprozesse“ der Kinder, stellen Ressourcen für die Aktivitäten der Kinder bereit und geben ihnen Impulse, kommunizieren und reflektieren im Team die Erfahrungen in der Arbeit mit den Kindern und sind Beratungspartner für die Eltern.
- Portfolio (Mappe) für jedes Kind
-sprechende Wände
-Kooperation
Pädagogische Würdigung
- in der Praxis entstanden
- Einbindung ins öffentliche Leben
- pädagogische Praxis wird ins gesellschaftliche Leben eingegliedert
- im Kindergarten ist Offenheit leichter
- Problem der Differenz und Interdependenz gesellschaftlicher Praxen
- individuelle Entwicklung wird gefördert
- 100 Sprachen finden Anerkennung
- Verantwortung für gemeinsames Tun
- geistig und körperlich Behinderte können integriert werden
- ? Soll Kindern die freie Wahl zugestanden werden?
- Vorraussetzung: hohes Engagement der Beteiligten
Projekte und Projektarbeit - das Herzstück der Reggio-Pädagogik
Die Projekte und Projektarbeit gelten als das Herzstück der Reggio-Pädagogik. Sie basieren auf dem Interesse der Kinder; zwar werden sie vom Erzieher angeregt und erweitert, jedoch nicht gesteuert. Der Ausgangspunkt der Projekte und Projektarbeit sind die Beobachtungen der Kinder. Ein zentrales Element der reggianischen Projektpraxis ist die Dokumentation der Handlungsprozesse durch großflächige Wanddokumentationen („sprechende Wände“) und/oder vervielfältigte Heftdokumentationen (siehe unten).
Aus Spielhandlungen oder Gesprächen entwickeln sich oft Projekte. Sie basieren auf dem authentischen Interesse der Kinder, das zwar von Erwachsenen durch Impulse stimuliert, akzentuiert und erweitert, aber nicht gesteuert wird. Ein Projekt kann daher von ganz unterschiedlicher Zeitdauer sein (von zwei Stunden bis zu einem Jahr!). Auch die Zahl der Projektteilnehmer hängt allein von der Interessenbindung der Beteiligten ab.
Dabei sollen sich fünf charakteristische Punkte für die reggianische Projektkonzeption herausstellen:
- Das optimistische Bild vom Kind, das sich aktiv mit sich, seiner gegenständlichen und sozialen Umwelt auseinandersetzt.
- Ein Lernbegriff, der Lernen als forschendes und entdeckendes Lernen versteht.
- Die Rolle der Erzieher, der Erwachsene als Begleiter.
- Die Gewinnung von Projektinhalten aus dem Alltag zur Eingebundenheit in den Alltag der Einrichtung und ihrem sozialen Umfeld.
- Die sinnliche und gegenständliche Dokumentation des Projektprozesses, der Ergebnisse und der Projektauswertung.
Diese fünf Punkte bestimmen im wesentlichen die Praxis der Reggio-Pädagogik.
Lernen und bilden
Der Kindergarten soll ein Ort sein, wo Kinder forschen, hinterfragen und Dinge prüfen können. Lernen lässt sich in der Reggio Pädagogik durch folgende Gegensatzpaare beschreiben:
- Intrinsische statt extrinsische Motivation
- Entdeckung statt Darbietung
- Lebens- / Problemorientiert statt Systematik
- Erfahrung statt Verbalisierung
- Verstehen statt Erinnern
- Lernmethoden statt Inhalte lehren
- Prozess statt Produkt
Man will den Kindern einen sinnlichen Zugang zur Welt eröffnen. Durch die bildhafte und gestalterische Darbietung soll die Wahrnehmung geschärft und die Weltaneignung sinnlicher gestaltet werden. Man erhofft sich einen verantwortungsvolleren Umgang mit Wissen und eine Weiterentwicklung der Persönlichkeit.
Die besondere Rolle der Dokumentation
Bestandteile der Dokumentationen sind Kinderarbeiten, Kinderäußerungen, Videoaufnahmen, Fotos, die den Handlungsprozess darstellen, Überschriften und ggf. kurze Kommentare. Die Projektdokumentation verleiht dem Handlungsprozess Struktur und vermittelt den Kindern Wertschätzung, Rückmeldung sowie Anlässe zum Sich-Erinnern. Auch für Erzieher und Eltern stellen Dokumentationen Informationsquellen über Denken, Ziele, Können und Entwicklung der Kinder dar.
Zu den verschiedenen Formen der Dokumentationen gehört einerseits die Dokumentationsmappe (Portfolio), in der sich die gesamte Lern- und Entwicklungsgeschichte eines jeden Kindes befindet. Andererseits geschieht die Dokumentation in der Form der so genannten "sprechenden Wände": Bilder, Fotos und Bastelarbeiten sowie Fotos von einzelnen Phasen der Projektarbeit werden an den Wänden angebracht. Diese für alle sichtbaren Dokumentation an den Wänden bringt den Kindern Wertschätzung und Achtung für ihr Tun sowie das Gefühl für ihre Fähigkeit. Den Eltern und Erzieher geben sie einen Einblick in die Entwicklung und die Vorlieben jedes Kindes.
Die Ziele der Reggio-Pädagogik
Das zentrale Ziel ist die Lernfreude der Kinder zu erhalten, zu fördern und nicht die Speicherung von fertigem Wissen. Weitere Ziele nach Malaguzzi sind;
- Identitätsaufbau
- Potenzialentfaltung
- Erweiterung der Fähigkeiten
- Erweiterung der Fertigkeiten
- Wissensaneignung lernen
- sensible, reflektierende Persönlichkeit
- Empathie für Situationen/Bedürfnisse Anderer
- Sorgfalt im Umgang mit Material
- Verantwortungsbewusstsein
- demokratisches Bewusstsein, das durch
- Partizipation,
- Solidarität und
- soziale Gerechtigkeit eingeübt werden soll
Außerdem gehört die Einbeziehung von Kindern mit Behinderung zu den Zielen der Reggio-Pädagogik.